Das Endocannabinoid System: Essentieller Bestandteil unseres Körpers
Das Endocannabinoid System ist eines der wichtigsten endogenen Systeme des menschlichen Körpers. Wissenschaftler haben beobachtet, dass dieses System durch komplexe Prozesse für die Regulierung des Immunsystems verantwortlich ist. Auch bestimmte Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin können durch Cannabinoide beeinflusst werden. Aufgrund dieser Erkenntnisse erforschen Wissenschaftler das medizinische Potenzial von Cannabinoiden wie CBD und THC – erste Studien zu der Behandlung von Epilepsie und Angststörungen sehen vielversprechend aus.
Forscher nehmen an, dass jedes Säugetier auf dem Planeten ein Endocannabinoid System besitzt und von der Wirkung verschiedener Cannabinoide profitieren kann. Ungleichgewichte im Immunsystem können zu schweren Erkrankungen führen, doch Ergebnisse bisheriger Studien lassen darauf schließen, dass die Regulierung des Endocannabinoid Systems die Balance des Körpers wiederherstellen kann. Diese Erkenntnisse geben vielen Betroffenen eine Hoffnung schon in naher Zukunft durch Medikamente auf Cannabinoid Basis eine effektive Behandlung zu erhalten.
Doch bislang ist die Forschung noch in den Kinderschuhen. Jahrelange Prohibition von Cannabis hat es Medizinern unmöglich gemacht, das Potenzial von Endocannabinoiden näher zu beleuchten. Seit wenigen Jahren veröffentlichen Forscher auf der ganzen Welt Studien über die medizinischen Anwendungsmöglichkeiten von Cannabinoiden. Es besteht die begründete Hypothese, dass das Endocannabinoid System noch wichtiger für den menschlichen Körper ist, als zuvor angenommen. Auch Hunde und Katzen sollen von Cannabinoiden wie CBD und THC profitieren können.
Aber was ist das Endocannabinoid System genau? Wie wirken CBD und THC auf den menschlichen Körper und welche Rolle spielen Cannabinoid Rezeptoren? Diese Fragen wollen wir hier beantworten und alles über das Endocannabinoid System einfach und verständlich erklären.
Was ist das Endocannabinoid System?
Das Endocannabinoid System ist Teil des Nervensystems aller Säugetiere und besteht aus den Cannabinoid Rezeptoren CB-1 und CB-2, sowie aus den körpereigenen Cannabinoiden. Es gibt über 100 verschiedene, bekannte Phytocannabinoide, welche durch eine Bindung an die CB-1 und CB-2 Rezeptoren das Endocannabinoid System beeinflussen können. Die bekanntesten Cannabinoide sind Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Cannabinoide sind Bestandteile der Cannabispflanze und können durch verschiedene Extraktionsmethoden isoliert werden.

Die CB-1 Rezeptoren sind vorwiegend im Zentralen Nervensystem und Gehirn vorzufinden.
Der wichtigste Bestandteil vom Endocannabinoid System sind die Cannabinoid Rezeptoren. Während der CB-1 Rezeptor vorwiegend im zentralen Nervensystem und Teilen des Gehirns vorkommt, ist der CB-2 Rezeptor auf Zellen des Immunsystems vorzufinden. Diese beiden Rezeptoren besitzen unterschiedliche Funktionen, welche mit ihrer Lage verbunden sind. Somit kann eine Beeinflussung des CB-1 Rezeptors zu verschiedenen psychologischen Effekten führen, während der CB-2 Rezeptor regulierend auf das Immunsystem wirken kann.
Obwohl Cannabinoide ein Bestandteil der Cannabispflanze darstellen, ist der menschliche Körper in der Lage, selber Cannabinoide herzustellen und somit das Endocannabinoid System zu beeinflussen. Somit stellen Endocannabinoide eine natürliche Art dar, körpereigene Prozesse zu regulieren und für eine Balance von wichtigen Systemen zu sorgen. Ein Endocannabinoid Mangel kann gefährliche Auswirkungen auf den Körper haben und in schweren Fällen sogar einen Risikofaktor für Autoimmunkrankheiten darstellen.
Was sind Cannabinoide?
Das wohl bekannteste und populärste Cannabinoid ist THC. Durch seine psychoaktive Wirkung ist Tetrahydrocannabinol in vielen Ländern als illegales Rauschmittel bekannt. Jedoch lassen die Studien der vergangenen Jahre darauf schließen, dass Cannabinoide wie THC einen medizinischen Nutzen haben könnten. Erste Medikamente mit synthetischen Cannabinoiden sind bereits in Apotheken erhältlich und werden gegen Epilepsie-Erkrankungen eingesetzt.
Durch eine Bindung an den CB-1 Rezeptor verursacht THC einen starken Rauschzustand in Zusammenhang mit verschiedenen Nebenwirkungen. Da der CB-1 Rezeptor einen Einfluss auf die Schmerzregulierung und das Belohnungszentrum zu haben scheint, kann es durch den Konsum von THC-haltigen Cannabis zu Euphorie und Linderung chronischer Schmerzen kommen. Auch das Hungergefühl und eine temporäre Verstärkung verschiedener Charaktereigenschaften kann durch die Aktivierung des CB-1 Rezeptors erzielt werden.
Doch nicht alle Cannabinoide haben die gleiche Wirkung auf den menschlichen Körper. Im Gegensatz zu dem berauschenden THC besitzt CBD keine psychoaktive Wirkung und wird in einigen Studien sogar zur Behandlung psychologischer Krankheitssymptome genutzt. Die Wirkung auf den CB-2 Rezeptor ist bei Cannabidiol besonders bemerkenswert. Da dieser Rezeptor eng mit dem körpereigenen Immunsystem verbunden ist, ist es möglich, dass eine Aktivierung des CB-2 Rezeptors eine Verringerung von Entzündungen und Entspannung von Krämpfen bewirkt.
Wie wirken Cannabinoide im Endocannabinoid System?
Das Endocannabinoid System ist höchst komplex und reguliert eine Großzahl an Prozessen im menschlichen Körper. Aus diesem Grund sind bislang noch nicht alle Prozesse dieses Systems vollkommen verstanden und müssen in den folgenden Jahren in ausführlichen Studien untersucht werden. Jedoch sind einige Auswirkungen von Cannabinoiden auf das körpereigene Endocannabinoid System bereits eingehend erforscht.

Cannabinoide werden über den Blutkreislauf verteilt und gelangen so an die Endocannabinoid Rezeptoren.
Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass die CB-1 Rezeptoren des Endocannabinoid System im zentralen Nervensystem und einigen Teilen des Gehirns vorwiegend für die Wahrnehmung von Stress und Angst zuständig sind. Auch die Regulierung des Appetits und eine Verringerung von Übelkeit können durch den CB-1 Rezeptor erzielt werden. Kürzlich veröffentlichte Untersuchungen ergeben, dass die Aktivierung von CB-1 Rezeptoren eine Rolle in der Behandlung von psychologischen Krankheiten spielen könnte.
Im Gegensatz zum CB-1 Rezeptor beeinflussen die CB-2 Rezeptoren vorwiegend Prozesse im Immunsystem von Säugetieren. Durch ein Ungleichgewicht vom Endocannabinoid System kann es zu vermehrten Entzündungen kommen. Die Aktivierung des CB-2 Rezeptors kann zu einer Reduktion von Entzündungen und Zellschäden beitragen. Aufgrund dieser Beobachtungen schließen Wissenschaftler, dass Endocannabinoide, welche an den CB-2 Rezeptor binden, eine potenzielle Behandlungsmöglichkeit für Autoimmunerkrankungen darstellen könnten.
Studien über das Endocannabinoid System
Obwohl das Forschungsfeld noch sehr jung ist, gibt es bereits einige vielversprechende Studien über die Verwendung von Cannabinoiden zur Behandlung verschiedener Krankheiten. Besonders interessant sind hierbei die Studien über die Verwendung von Cannabidiol und THC bei Patienten mit Epilepsie und Angststörungen. Die Ergebnisse dieser Studien lassen vermuten, dass eine schonende Aktivierung vom Endocannabinoid System eine potenzielle Behandlungsmöglichkeit für Menschen mit psychologischen Erkrankungen sein könnte.

Mediziner vermuten, dass Cannabis zur Behandlung von Krankheiten einsetzbar ist.
Eine brasilianische Studie aus dem Jahr 2011 hat die Auswirkungen von Cannabidiol auf das Endocannabinoid System erforscht. Ein Teil der Teilnehmer bekam 600 mg Cannabidiol bevor sie eine Rede vor einem Publikum halten sollten. Obwohl alle Teilnehmer berichteten, dass sie an Nervosität und Angst vor öffentlichen Reden haben, zeigten eine deutliche Verringerung in ihrer Nervosität und Angststörung. So heißt es im Ergebnis der Studie, dass “Eine einzelne Dosis CBD (…) eine vielversprechende therapeutische Wirkung zur Behandlung von Angststörungen darstellt”.
Auch die Behandlung von Epilepsie scheint mit dem Endocannabinoid System zusammenzuhängen. So ergab eine Analyse von über 199 Studien über die Wirksamkeit von CBD bei Epilepsie, dass “zwei Drittel aller Teilnehmer eine Verbesserung in der Häufigkeit der Epilepsieanfälle aufgezeigt haben.” Die Ergebnisse solcher Studien lassen hoffen, dass das medizinische Potenzial von Cannabinoiden im Endocannabinoid System schon bald zur Behandlung von schweren Krankheiten verwendet werden kann.
Medikamente mit Cannabinoiden
In vielen Ländern ist der Verkauf, Besitz und Konsum von THC-haltigen Cannabis verboten. In einigen Staaten Amerikas ist selbst die rechtliche Lage von Cannabidiol noch unklar. Doch der medizinische Nutzen von Cannabinoiden ist unter Ärzten weit bekannt. Seit dem Jahr 2011 ist ein Mundspray mit den Wirkstoffen THC und CBD in Deutschland erhältlich, um schwere Spastiken zu behandeln. Zwar fällt die Abgabe dieses Medikaments noch unter das Betäubungsmittelgesetz, jedoch ist die Zulassung dieses Medikamentes ein erster Schritt gewesen, das medizinische Potenzial von Cannabinoiden zu nutzen.
Auch THC alleine kann durch eine Bindung an Cannabinoid Rezeptoren positive Effekte hervorrufen. Das Medikament Dronabinol beinhaltet den Wirkstoff THC, um das Endocannabinoid System zu beeinflussen und Schmerzen, Spastik und Übelkeit zu behandeln. Dieses Medikament ist jedoch nur schwer erhältlich, da es in Deutschland als Betäubungsmittel gilt. Der hohe Anteil an dem Endocannabinoid THC kann zu einem Rauschzustand verhelfen und somit ist Dronabinol nur durch eine Ausnahmebewilligung des Bundesamts für Gesundheit erhältlich.
Obwohl die existierenden Medikamente mit Cannabinoiden strengen gesetzlichen Regulierungen unterliegen, zeigt die Zulassung dieser Mittel, dass Endocannabinoide Krankheiten effektiv behandeln können. Endocannabinoide können durch Einfluss auf das Endocannabinoid System viele körperliche und psychologische Beschwerden behandeln. Sowohl Studien als auch persönliche Erfahrungsberichte vieler Patienten spiegeln diese Erkenntnis wieder. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis Cannabinoide als etablierte Medikamente angesehen werden.
Das Endocannabinoid System in Hunden und Katzen
Wir Menschen sind nicht die Einzigen, die von Endocannabinoiden profitieren können. Da das Endocannabinoid System in allen Säugetieren der Welt vorhanden ist, kann eine Beeinflussung vom Endocannabinoid System auch Hunden und Katzen bei zahlreichen Problemen helfen. Besonders die Aktivierung von den Endocannabinoid Rezeptoren im Gehirn und zentralen Nervensystem kann Angststörungen lindern und bei Krämpfen helfen. Daher verwenden zahlreiche Haustierbesitzer Endocannabinoide, um die Gesundheit ihrer Tiere zu gewährleisten.

Auch Hunde und Katzen besitzen ein Endocannabinoid System.
Eine Umfrage unter mehr als 600 Haustierbesitzern hat ergeben, dass über 70 % der Befragten ein Produkt auf Cannabis Basis für die Gesundheit ihrer Tiere verwenden. Zwar stellt dieser Bericht keine wissenschaftliche Studie über die Wirkungsweise von Endocannabinoiden auf das Endocannabinoid System dar, doch die beobachteten Wirkungen sind erstaunlich. Mehr als 50 % aller Befragten berichteten, dass ihre Tiere weniger Schlafprobleme nach der Anwendung von Cannabis Produkten aufzeigen.
Die Hunde und Katzen sollen auch weniger Schmerzen und Krämpfe aufgezeigt haben. Die Aktivierung vom Endocannabinoid System kann folglich nicht nur in Menschen zu positiven Effekten führen. Auch Beschwerden und Krankheiten von Tieren könnten durch Endocannabinoide behandelt werden. Die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema ist leider noch nicht so aufschlussreich wie zu der Wirkungsweise von Cannabinoiden bei Menschen. In den folgenden Jahren werden jedoch immer mehr Tiere das medizinische Potenzial von Cannabinoiden erfahren können.
Anwendungsformen von Cannabinoiden
Um effektiv zu wirken, müssen Endocannabinoide an die Endocannabinoid Rezeptoren binden. Dafür müssen die Endocannabinoide durch den Blutkreislauf an die CB-1 und CB-2 Rezeptoren gelangen, welche im Gehirn und den Immunzellen verteilt sind. Die Aufnahme von CBD und THC kann auf viele unterschiedliche Arten geschehen. Die Anwendungsmöglichkeiten können sich deutlich in der Wirkungsdauer und Intensität unterscheiden. Auch die Zeit, die vergeht, bis die volle Wirkung eintritt, variiert je nach Art der Einnahme.
Eine beliebte und sichere Art Cannabinoide einzunehmen besteht in der sublingualen Aufnahme eines Cannabinoid Öls. Indem wenige Tropfen des Öls unter die Zunge gegeben werden, können die enthaltenen Cannabinoide durch die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Nach wenigen Minuten sollte hierbei die Wirkung der Endocannabinoide einsetzen. Das Endocannabinoid System kann durch die Aktivierung der Endocannabinoid Rezeptoren wichtige Prozesse des Immunsystems regulieren und zu der Wiederherstellung des körperlichen Gleichgewichts beitragen.
Eine weitere Art, THC und CBD zu konsumieren, ist ein Cannabinoid haltiges E-Liquid zu verdampfen und die Wirkstoffe zu inhalieren. Diese Art der Einnahme sorgt für eine deutlich schneller eintretende Wirkung der Cannabinoide. Jedoch ist hierbei zu beachten, dass Personen mit Atemproblemen möglicherweise Schwierigkeiten mit dem Dampf der E-Zigarette bekommen könnten. Daher ist diese Form der Anwendung vermehrt bei Patienten mit akuten Krankheitssymptomen beliebt, welche durch die Inhalation schnell von der Wirkung profitieren können.
Nebenwirkungen und Risiken von Cannabinoiden
Das Endocannabinoid System ist für wichtige Prozesse im menschlichen Körper verantwortlich. Aus diesem Grund sind viele Menschen in der Anwendung von Cannabis Produkten noch sehr vorsichtig. Bislang ist jedoch kein Fall einer tödlichen Überdosis von THC oder CBD bekannt. Der Konsum einer extrem hohen Menge von THC kann zu temporären mentalen Beschwerden führen.

CBD ist generell gut verträglich und hat nur schwache Nebenwirkungen.
Auch das zweitbekannteste Endocannabinoid birgt fast keine Risiken. Die WHO hat 2017 einen Bericht veröffentlicht, in dem sie Cannabidiol als ungefährlich eingestuft haben. CBD sei keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit und besitzt kein Potenzial zum Missbrauch oder zur Entwicklung einer Abhängigkeit. Da die Wirkungsweisen vom Endocannabinoid System noch nicht vollständig erforscht sind, raten Ärzte schwangeren Frauen von der Einnahme von CBD ab. Des Weiteren können andere Arzneimittel von CBD beeinflusst werden. Aus diesem Grund sollte die Verwendung von Endocannabinoiden zur Behandlung von Krankheiten mit einem Arzt abgesprochen werden.
Schlusswort
Das Endocannabinoid System ist für viele, wichtige Prozesse im Körper aller Säugetiere verantwortlich. Das Potenzial der Endocannabinoide ist laut vielen Experten noch nicht vollkommen ausgeschöpft. Daher ist die weitere Erforschung verschiedener Anwendungsmöglichkeiten von CBD und THC von hoher Bedeutung für viele Ärzte und Patienten. Da die Risiken einer Aktivierung der Endocannabinoid Rezeptoren überschaubar gering sind, ist eine Verwendung von Cannabinoiden möglicherweise eine schonende Alternative zu etablierten Medikamenten mit starken Nebenwirkungen.
Nicht nur wir Menschen können von einer Regulierung des Endocannabinoid Systems profitieren. Tausende Menschen weltweit verwenden bereits heute Produkte mit Cannabinoiden, um die Beschwerden ihrer Haustiere zu bekämpfen. Besonders die Aktivierung von CB-2 Rezeptoren könnte für Mensch und Tier wichtig sein. Die Regulierung verschiedener Prozesse des Immunsystems ist essenziell für die Gesundheit des Körpers. Somit kann das Endocannabinoid System eine wichtige Rolle in der Bekämpfung schwerer Autoimmunkrankheiten spielen und unzähligen Menschen helfen, ein gesundes und glückliches Leben zu führen.
Alles in Allem besitzen Endocannabinoide ein großes Potenzial, durch die Regulierung vom Endocannabinoid System das Immunsystem zu stärken und psychische Probleme zu bekämpfen. Es wird jedoch noch einige Jahre dauern, bis die Wissenschaft das Endocannabinoid System ausreichend erforscht hat. Bis dahin gibt es die Möglichkeit sich selber über die Wirkungsweisen von Endocannabinoiden zu informieren und Mittel wie CBD sicher und verantwortungsvoll zu verwenden.